Die Kapelle St. Laurentius, Ebbinghof
Die Kapelle in Ebbinghof war wohl ursprünglich eine Hofkapelle. Sie stand auf dem Grund und Boden des damaligen Einhofes Ebbinghof, der erstmalig 1284 genannt wurde. Das zur Burg Fredeburg lehenshörige Gut war im Besitz der Erzbischöfe von Köln. Der Burgherr von Fredeburg ließ auf dem Hof den Vogt wohnen. Die Familie Vogt (Vogedes) wird wohl die Kapelle errichtet haben. Sie stand im heutigen Garten des Hofes Muth-Köhne, im Jahre 1610 war sie dem hl. Antonius dem Einsiedler und der hl. Luzia gewidmet.
Wie Dr. F.A. Groeteken berichtet, gab es Streit um das Benutzungsrecht der damaligen Hofkapelle, der jedoch 1894 beigelegt werden konnte. Bei der Separation im Jahre 1900 konnte ein eigenes Kapellengrundstück in der Dorfmitte ausgewiesen werden. Die Bewohner des kleinen Ortes- damals nur vier Familien - hatten lange Zeit für eine neue Kapelle gesammelt, so daß 1915 ein neues Gotteshaus gebaut werden konnte. Der Neubau erhielt die Form des abgebrochenen Gebäudes, lediglich ein kleiner Eingangsvorbau wurde ergänzt. Die Steine und Dachbalken der Vorgängerkapelle konnten wieder verwendet werden. Pfarrer Böckeler weihte am 9. Dezember 1915 den Neubau feierlich ein.

Im Innern der Kapelle fällt zunächst der schöne Kreuzweg aus der Zeit um 1915 ins Auge. Seine Herkunft blieb bisher unbekannt. Der Altar soll nach einem Entwurf des Aachener Prof. Buchkremer aus Eichenholz angefertigt worden sein. Deutlich stellt er durch die Buchstaben S L im unteren Teil den Bezug zum neuen Kapellenpatron, dem hl. Laurentius dar. Als Wandfigur und als Altarbild wird er in Ebbinghof dargestellt. In den Zeiten der Christenverfolgung soll er von den Häschern des römischen Kaisers Valerian auf einem glühenden Eisenrost qualvoll zu Tode gefoltert worden sein. Eine weitere Figur stellt den hl. Franziskus Xaverius dar, dem zweiten Patron der Kapelle. Ihm gegenüber steht als zweite Altarfigur der hl. Antonius von Padua, dargestellt als Mönch mit Kind auf dem Arm.
An der rechten Chorwand schließlich der "Schatz" der Kapelle. Eine spätgotische Eichenholzskulptur, vermutlich aus dem 15. Jahrhundert. Sie zeigt drei Personen: Anna, die Mutter Marias, die Gottesmutter selbst und das Jesuskind. Diese "Anna selbdritt" gab der verstorbene Pfarrer Bernhard Starke zur Restaurierung und Konservierung nach Paderborn, da er sie als sehr wertvoll einschätzte. Die Fachleute gaben ihm Recht und die Skulptur kam in die Dauerausstellung des Diozösan-Museums in Paderborn. Die Kapellengemeinde Ebbinghof erhielt einen Kunstharzabdruck dieser wertvollen Figur. Die Frage, wie ein derartiger Kunstschatz in diese kleine Dorfkapelle kam, wird wohl ein Rätsel bleiben.
Der letzte Krieg hinterließ in der Kapelle bis heute sichtbare Spuren der Gewalt. Tiefe Einschüsse im Fußboden und in den derben ca. 300 Jahre zählenden Eichenbänken (sie sollen schon in der Hofkapelle gestanden haben) lassen noch die Schrecken der damaligen Zeit spürbar werden. Zerstört wurden die Fenster, die, ebenso wie die Ausmalungen an Decke und Seitenwänden, nach dem Krieg ersetzt bzw. neu angebracht wurden. Das Schicksal der Glocke ist nicht mehr lückenlos nachvollziehbar. Sicher ist nur,dass sie aus dem Turm herabgelassen und zum Einschmelzen gebracht wurde.
Seit 1959 wird die Glocke elektrisch betätigt. Der damalige Pfarrer in Fleckenberg, Paul Peitz (ein Bruder des aus Lochtrop gebürtigen Josef Peitz) überzeugte die Dorfgemeinschaft schon recht früh von den großen Vorteilen dieser modernen Einrichtung. Die großen Jungen des Dorfes, deren Aufgabe morgens, mittags und abends das Läuten des "Engel des Herrn" war, beklagten sich jedenfalls nicht über den Zugewinn an Freizeit.
Die Kapelle wurde inzwischen renoviert. Dach und Außenfassade wurden ebenso wie der Innenraum wieder hergerichtet. Doch wird, wie schon 1915, noch gesammelt. Wie in anderen Orten der Gemeinde wird der Dienst in und um die Kapelle gleichmäßig auf die fünf Familien des Dorfes verteilt. Der Wechsel in der Verantwortung erfolgt zum Weihnachtsfest. In Ebbinghof wird das Patronatsfest des hl. Laurentius eher still innerhalb der Familie gefeiert, da der 10. August in der Erntezeit etwas ungünstig für eine große Kirmes liegt.
Text aus dem Buch: 925 Jahre Gemeinde Wormbach
Bilder zur St. Laurentius Dorfkapelle finden Sie
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